2013-06-13


Pre-Opening ART BASEL und gemischte Gefühle


Gestern Nachmittag bot sich mir spontan die Gelegenheit die Art Basel einen Tag vor der regulären Eröffnung zu besichtigen.
Hieß für mich: Begleitung finden, Einladung abholen und ab nach Basel – aber pronto. Gesagt getan, denn als Kunststudentin würde es schließlich einem Verbrechen gleichen nicht hinzugehen.


Kurze Zeit später sind wir also dort, meine liebenswerte Begleitung und ich, und fühlen uns doch etwas Fehl am Platz zwischen all den Anzugträgern und generell intellektuell wirkenden Menschen mit ihren kleinen, runden Brillen wie sie normalerweise überwiegend Soziologen tragen.
Doch umso länger wir durch die riesige Halle 1 von Kunstobjekt zu Kunstobjekt streifen sind es nicht mehr die Ausstellungsstücke die mich faszinieren und irritieren, sondern die Menschen, die sie betrachten.
Ich sehe teure Anzüge und Chanel Täschchen, vorzugsweise kombiniert mit Hermes Tüchern. Doch die Menschen, die sie tragen starren für meinen Geschmack etwas zu interessiert auf das, was man eben Kunst nennt.
Doch einmal abgesehen davon was Kunst überhaupt ist, frage ich mich, wer sich hier ernsthaft für die Kunst an sich interessiert? Gibt es eine Art geheimes Gesetz das besagt, dass für jedes zehnte Designerstück im Schrank auch mindestens ein Picasso, Hundertwasser oder Warhol an der heimischen Wand hängen muss?
Muss Kunst immer gefallen nur weil sie als großartig und absolut bahnbrechend bezeichnet wird?
Die Antwort darauf lieferten uns bereits kurze Zeit später zwei Besucher die vor einer Installation standen, irritiert schauten und mit dem Wort „Boring“ von dannen zogen. Absolut sympathisch und ehrlich, aber eben auch ohne Anzug oder Gucci Kostüm.
Vielmehr verfestigt sich in mir der Gedanke, dass Kunstausstellungen für viele eine Art Prestige sind, völlig egal was dahinter gesteckt. Sehen und Gesehen werden eben.



Generell fällt auf, dass 70% der Besucher im Schnitt zwei Sekunden pro Ausstellungsstück aufbringen, die Infotafel inkl. Beschreibung und Titel keines Blickes würdigen und die Ausstellung ablaufen, als würden sie gerade einen 100 Meter Sprint hinter sich bringen. Für besondere Ausstellungsstücke von namenhaften Künstlern wie Ai Weiwei sind auch mal vier Sekunden inklusive Foto drin. Ich fühle mich in die achte Klasse zurückversetzt, Bundesjugendspiele hallo! Ob ich heute die Ehrenurkunde bekomme?

Wie es scheint haben auch Smartphone und Facebook bereits die Kunstwelt erreicht. So sieht man vorwiegend junge Menschen, die unverblümt vor den Gemälden und Installationen posieren, ja gerade so als wären sie im Pauschalurlaub in der Türkei. Wenn das Foto gefällt ist auch Facebook nicht weit. Ab damit: seht her liebe Freunde, ich bin auf der Art Basel und weiss nicht vor was ich hier gerade posiere, aber mein Kleid ist doch ganz chic?

Ich weiss wirklich nicht was mich mehr irritiert: die Kunst oder die Menschen, die sie betrachten.

Kameras müssen draußen bleiben - Smartphone ist okay.

2013-05-09

Smoothies à la minute.












'Selbst ist die Frau' – so in etwa könnte das Motto für unsere Zeit in Kopenhagen lauten.
Wir gehören ja ohnehin schon zu der Sorte ‚Kreativmensch’, die gerne selbst Hand anlegt und den verschiedensten Dingen gerne einen persönlichen Touch verleiht.
Bereits zum 18. Geburtstag gab's kein Auto sondern eine Nähmaschine. Wir kaufen Unmengen alter Schätze und unnötigem Krempel auf Flohmärkten, bemalen sie und haben sie gern. Geschenke kaufen ist uns viel zu langweilig und unpersönlich, H&M Gutscheine finden wir einfallslos – wir machen selbst.

Situationsbedingt beschränkt sich unsere Kreativität in Kopenhagen allerdings gerade nur auf das Kochen, jedoch werden wir auch hier immer experimentierfreudiger. Wer hätte auch gedacht, dass uns der Platz hinter dem Herd so gut gefällt? 
Den Mixer, unser treuester Wegbegleiter, haben wir jedenfalls tief in unsere Herzen geschlossen und fragen uns wie wir nur jahrelang ohne ihn auskommen konnten.
Heute findet ihr auf der Speisekarte, mit Empfehlung des Hauses versteht sich: 

Smoothies à la minute.

  
Für alle Beeren-Liebhaber empfehlen wir die klassische Variante namens 'Purple Fiction' aus Himbeeren, Blaubeeren, Kiwi und einem Spritzer Orangensaft.
Wer es gerne ausgefallener mag, dem sei unser 'Hulk' wärmstens ans Herz gelegt, bestehend aus Blattspinat, Apfel und Ingwer.


Beide Smoothies sind nicht nur farblich ein Hingucker sondern auch schnell zubereitet, absolut erfrischend und obendrauf noch gesund. 
Also, lasst euch nicht lumpen, rettet eurer altes Obst vor dem verschimmeln und bringt den Mixer auf Hochturen. Das idiotensichere 'Rezept' und was es sonst zu beachten gibt findet ihr hier.





2013-05-07

Einmal Prag und zurück











(Ab)getragene, manchmal streng riechende und nicht selten verstaubte Kleidungsstücke wecken nicht in jedem Modeguru ein Gefühl des Wohlwollens. Für Secondhand Mode muss man gemacht sein, egal ob man auf einem der wöchentlichen Flohmärkte, in den professionell aufbereiteten Antiquitätenboutiquen oder in einfachen Ramschläden unterwegs ist – wer suchet, der findet, aber eben nur, wer sich auf das Abenteuer 'Gebrauchtkauf' einlässt. Einfacher gesagt als getan erfordert dieses Finden neben starken Nerven auch einen hohen Grad an blühender Fantasie und ein gewisses Maß an Flexibilität. Denn beim Secondhand Shopping gibt es kein klares Ziel sondern nur zufällige Liebesgeschichten. Zurechtgelegte Looks und vorgekaute Modetrends von Experten? - Fehlanzeige. Beim Secondhand zeigt sich offen gesagt, wer wirklich ein Händchen für Mode hat und sich auch ohne die Hilfe von H&M und Zara im Textildschungel zu helfen weiß.

In Kopenhagen wird der Secondhand Handel mit Möbeln und vor allem Klamotten ganz groß geschrieben und auch Linda und ich sind große Fans der oftmals tot geglaubten Schätze. Man könnte also sagen, dass wir hier in unserem persönlichen Einkaufs – el Dorado angekommen sind. Für uns ist Secondhand nicht nur schonend für Umwelt und Geldbeutel, sondern hat auch den großen Vorteil, dass man dort an Einzelteile kommt, die genau so nie jemand tragen und erst recht nicht im Laden kaufen wird. Auch, wenn zugegebenermaßen mindestens neunzig Prozent der Ware auf Flohmärkten und in Secondhand Shops als Schrott abgetan werden darf, haben wir mit Sicherheit die restlichen zehn Prozent in Form von Lederjacken, falschen Pelzen und Kleidern an unseren Kleiderstangen hängen.



Nicht aus bloßem Eigensinn, nein, zum Wohle der Allgemeinheit haben wir also gesucht, gefunden, gekauft und die besten Secondhand Läden in und um Kopenhagen ausfindig gemacht. Neben bekannten Geschäften gibt es zahlreiche 'Rote Kreuz Läden' und wohltätige Kirchenläden, in denen alte Kleidung verkauft wird. Aber die Geschäfte, denen man als Vintage – Liebhaber in keinem Fall den Rücken kehren darf, haben wir als Top Drei zusammengestellt und probieren uns somit als Shopping Guide.

Angefangen wird bei 'Prag'. Dieses Prachtstück ist ein gut sortierter Secondhand Laden mit zwei Filialen, einer auf der Versterbrogade im trendigen Stadtteil Vesterbro und einer in der Nørrebrogade im kultigen Ethnoviertel. Die Preise bei Prag sind zwar teilweise gesalzen, aber gut aufbereitete Mode hat ihren Preis und während man auf Flohmärkten lange nach Levi's Jeans suchen muss, sind diese hier in Reih und Glied geordnet, so wie auch Lederware, Pelze und alles was das Herz begehrt. Vintage Klassiker wie Jeansjacken und weite Strickpullis werden hier permanent zu fairen Preisen an den Mann (oder die Frau) gebracht.

Ebenfalls mit zwei Filialen in der Studiestræde präsentiert sich 'København K', ein echter Hingucker in Sachen Secondhand Shops. Beim Eintreten in die coole Location mit Lagerhallenflair kommt einem der Geruch von frischer Wäsche entgegen, denn alles wird liebevoll gereinigt, gebügelt und aufgehängt, bevor es in unsere Einkaufstaschen wandert. Nicht nur das Personal ist hier super freundlich sondern auch die Auswahl kann sich sehen lassen. Ob sportliche Sweater oder schicke Paillettenfummel, hier gibt es einfach alles – auch mal Doc Martens zum Spottpreis von 40 Euro. Die Preise sind wie auch bei Prag natürlich nicht mit denen auf dem Flohmarkt zu vergleichen, aber dennoch bekommt man ausgefallene Mode zu angemessenen Preisen.






Wer die Preislatte ganz tief legen will, muss zurück in die Nørrebrogade, an der Ecke Elmegade. Dort befindet sich, neben einem der vielen Rote Kreuz Geschäfte, eine kleine Boutique mit Namen 'Fremtiden'. Dort wird ebenfalls Ware vom roten Kreuz verkauft, jedoch nur das Beste vom Besten. Bereits als Fashion – tauglich empfundene Ware wird dort zu extrem niedrigen Preisen vertickt. Klein aber oho trifft in jedem Fall zu und regelmäßiges Reinschneien lohnt sich, denn die Auswahl ist zwar gering, wird aber in kurzen Abständen immer wieder aufgefüllt.






Nicht vergessen werden dürfen auch Läden wie Wasteland und Eclipse (ebenfalls in der Studiestræde) und Studio Travel in der Blågårdsgade. Wasteland und Eclipse verkaufen ebenfalls alles, was es an Klassikern jemals gab und Studio Travel bietet neben dem eigenen Label sogar Vintage Stücke von Missoni und Moschino an. Einzig der Preis stößt die zwei vom Treppchen. Wer es noch dekadenter mag, kann sich auch auf der Østerbrogade das ein oder andere Designerteil gönnen: Ivelina und Luxuy 2nd Hand bergen wahre Designerschätze in ihren Regalen. Auch, wenn diese Läden nicht unserer Preisklasse entsprechen: Ein Besuch lohnt sich, vor allem wenn man etwas bestimmtes sucht und bereit ist, sein nicht zu knapp bemessenes Einkaufsbudget voll und ganz auszuschöpfen.

Und all denjenigen, die das Glück haben hier einige Zeit zu verbringen, kann man nur raten, das riesige Flohmarktangebot zu nutzen und lieber Zeit als Geld zu investieren!

2013-05-02

Gesichtet: Lieblingsplätzchen










Fünf Monate in der Fremde und kurz vor knapp finden wir endlich unser persönliches Mekka - Irgendwo im Nirgendwo. Lernen im stickigen Zimmer ist grundsätzlich ein Motivationskiller und da sich mittlerweile auch im höchsten Norden Europas der Frühling breit macht, zog uns die Sonne heute Sirenen artig nach draußen - wo schon unsere schicken Räder auf uns warteten. Einmal scharf links und zwei Kilometer gerade aus und schon verwandelten sich triste Betonfassaden in Natur pur. Dieses hübsche Fleckchen Erde wollen wir euch nicht vorenthalten, also schaut her und seid neidisch, wenn ihr das nächste Mal in der Bibliothek am Büffeln seid.
































Wie es der Zufall will, haben wir aber nicht nur eine Lernoase ausfindig gemacht, sondern auch noch die ersten blühenden Bäume erspäht, die Kopenhagen in rosa tauchen. 










2013-04-23

Selbst ist die Frau, der Fotograf und das Model











Grüne Wiesen voll von Löwenzahn, violette Veilchen im Garten, junge Rehe im Wald hinter unserem Haus, es gibt fast nichts Schöneres im Frühling. Jahrelang genieße ich diese Dinge und auf einmal packt mich die Lust, den ganzen bunten Zirkus und jeden, der sich als Opfer meiner ersten Gehversuche mit der digitalen Spiegelreflex meines Vaters hergibt, einzufangen.
Ich fotografiere also seit geraumer Zeit, genauer gesagt seit zwei Jahren. Schon und für immer fasziniert von schönen Bildern und Fotos, wollte ich neben dem Zeichnen und Nähen ein weiteres Kreativstandbein finden: Fotostrecken in der Vogue, große Kampagnen internationaler Firmen, Bilder von Menschen mit echten Geschichten – mein Kopf sagt 'das will ich auch', auch wenn am Ende alles nur Hobby gepaart mit bloßer Träumerei bleibt.

Problematisch ist bei der ganzen Sache Folgendes: von außen betrachtet sehen diese neuartigen Kameras alle harmlos und auch nicht sehr komplex aus, aber nur ein Drücken auf den 'On' Knopf genügt und die Verwirrung steht einem förmlich ins Gesicht geschrieben. Tausende und Abertausende – im Endeffekt ungefähr 20 – Knöpfe und schon ist man nicht nur als Frau überfordert. Entweder man gibt sich nun der Überforderung hin und scheitert schon beim Aufwärmen oder man stellt sich der Herausforderung. Ich entscheide mich fürs Weitermachen. Für Klarheit sorgen kann dann nur noch eines, das Handbuch. Mein Handbuch trägt vorerst den Namen Papa. Aber auch der weiß unglücklicherweise nicht über jeden Handgriff Bescheid und so muss ich wohl oder übel zum verhassten Wälzer greifen und mich mit Fachchinesisch herumschlagen. Danach kann ich jedoch mit Stolz verkünden.....dass ich es ohne Aggressionsbewältigungskurs niemals bis ans Ende dieses Handbuches schaffen werde.
Langsam gehen einem also die Mittel aus, wenn Handbuch und sogar die Geheimwaffe 'Daddy' versagen. Einige erfahrenere Freunde mit Kamera können da zur Goldgrube werden, aber ich entscheide mich spontan für eine andere Variante: selber experimentieren.
Der Spaß geht los mit 'Wo ist eigentlich der Selbstauslöser, wie stelle ich das Licht am blödesten ein und wo zum Teufel kann ich die Größe der Dateien von überdimensional auf normal umändern?'. Diese und viele andere Fragen beantworte ich mir jetzt seit 2 Jahren durch Selbstportraits. Und da sind wir auch schon beim Thema.



Ich muss zugeben, dass ich Selbstportraits komisch finde. Man fotografiert sich selbst, allein, vorzugsweise in seinem Zimmer mithilfe von Stativ und Selbstauslöserfunktion (wenn man sie denn schon entdeckt hat): Ich Patricia wähle dich Patricia als Model für heute und für immer. Denn auf den ersten Blick spricht bei einem schönen Selbstportrait die reine Selbstliebe aus dem Foto. Es schreit gerade zu nach 'Spieglein, Spieglein an der Wand, ich bin die Schönste im ganzen Land'. Und ich hasse das, denn welche Frau, außer Gisele und Heidi, findet sich wirklich so unglaublich schön. Deshalb und aus vielerlei anderen Gründen nervt dieser negative Ruf, der dem Selbstauslöser anhaftet.
Dass sowohl Lichteinstellung als auch Winkel, Posen und Komposition im Bild mit in das Entstehen eines solchen Fotos gehören, vergessen die meisten. Geknipst ist schnell, aber ein geplantes Foto braucht Zeit, bis es perfekt ist und dazu muss sowohl Fotograf als auch Mensch vor der Kamera sein Fachwerk beherrschen. Dass vor einer Kamera zu posieren oder überhaupt erst wunschlos glücklich, unwiderstehlich oder völlig verzweifelt zu gucken, nicht einfach ist, beweist nicht erst Germany's Next Topmodel mit seiner eher peinlichen Darstellung dieses Berufszweiges.

Was mich angeht, ist der Selbstauslöser mein bester Freund geworden, obwohl ich Fotos von mir noch vor einiger Zeit großzügig gemieden habe. Denn wenn es darum geht, ein Tool an der Kamera, eine neue Location oder eine neue Einstellung zu testen, bin ich hoch motiviert und wahrscheinlich geduldiger als jedes Topmodel. Ewig Hund und Katze zu nerven oder Mutti im Garten abzulichten, ist nicht das, was ich anstrebe. Denn ich will weiterkommen, sowohl mit der Fotografie als auch mit der Kamera. Und manchmal funktioniert so etwas nur durch übermäßige Eigeninitiative. Wenn das also bedeutet, ich muss mich ein Dutzend Mal selbst ablichten, tu ich es. Dabei geht es weniger darum, dass man sich besonders schön findet, sondern vielmehr allzeit bereit ist. Wenn ich also meine Visionen im Kopf habe, wer könnte sie besser umsetzen als ich selbst? Solange ich keine professionellen Mannequins vor die Linse bekomme, ist diese Variante die Schmerz freieste, die es gibt, wenn ich nicht künftig alle meine geliebten Freunde durch fotografischen Perfektionismus verscheuchen will.
Auch nach 100 Fotos habe ich an mir selbst letztlich am meisten zu nörgeln und das kann ich mir dann unverfroren und bedenkenlos ins Gesicht sagen. Da nehme ich kein Blatt vor den Mund und teste, teste, teste, bis es so wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Selbstverliebt ist also eher als selbstkritisch zu betrachten und Selbstportraits sind weniger Spiegel des Fotografen als vielmehr seiner fachlichen Entwicklung.
Ein kleiner, positiver Nebeneffekt ist, dass auch mein eigenes Gefühl, mich vor der Kamera zu bewegen und meine Mimik zu kontrollieren, besser wird. Meiner Meinung nach sind das die besten Voraussetzungen, um meinen Models künftig Tipps aus erster Hand zu geben.
Momentan experimentiere ich mit Mehrfachbelichtung und Belichtung im allgemeinen präsentiere nun die ersten Ergebnisse meiner kleinen Selbststudie.







2013-04-03

Warum die Dänen Starbucks auf den Butterberg verbannen und lieber Gemüse schlürfen











Wer oder was ist eigentlich Starbucks? Und woher kommt immer dieser europäische Wunsch nach Amerikanismen? Als ob die Invasion von Mc Donald's und Burger King nicht reichen würde, suchen sich immer mehr amerikanische Gastronomieketten den Weg in die Freiheit, äh nach Deutschland, und lassen uns laut Pizzahut schreien. Zugegeben, ich war auch ein Fan, also von Starbucks, aber das ist jetzt aus und vorbei, ganz ohne Murren und Meckern.

Einschneidendes Erlebnis? - Fehlanzeige. Ich habe schlichtweg gemerkt, dass überteuerter Kaffee mit einem Drittel Karamelsirup und aufgeblasene Muffins mit einem Zuckeranteil, der höchstwahrscheinlich den Tagesbedarf eines ausgewachsenen Gorillas abdecken würde, nicht zu meiner Ernährung und noch viel weniger zu meinem Geldbeutel passen. Wie ihr wisst, ist ja bei uns seit einger Zeit Cookies selber machen angesagt und auch, was Kaffee angeht, musste ich seit Kopenhagen meine Koffeeinsucht auf Instant Kaffee beschränken. Ich trotze den Kaffeegöttern und werde scheinbar immer mehr zum grünen Punkt. Und das soll kein politisches Statement werden.


Vom grünen Punkt zurück zu Starbucks, bei denen lediglich das Logo von sich behaupten kann, grün zu sein. Vom amerikanischen Everybody's Darling gibt es hier sage und schreibe zwei Filialen, und das in einer europäischen Hauptstadt. Aber auch, wenn die Dänen offenbar keine Starbucksanhänger sind, gibt es doch eine Kaffee- und Saftbar, die sich als Kette mit neuem Konzept etabliert hat. 
Die Herausforderer kommen aus Dänemark und haben Linda und mich nur nach wenigen Wochen in ihren Bann gezogen – Joe and the Juice. Wie der Name schon sagt, liegt bei diesem Café der Fokus auf Säften und Smoothies. Anders als jedoch bei Starbucks und Co. bestehen die Säfte hier aber nicht aus zwei Drittel Zucker, sondern aus fast 100 Prozent Frucht. Woher ich das weiß? - Ich gucke beinahe jedes Mal wie hypnotisiert zu, wenn die meist unverschämt gutaussehenden Kerle zwischen 20 und 25 mit der ihnen verliehenen Manneskraft Spinat, Ingwer, Karotten und Äpfel durch den Entsafter pressen. Hypnotisiert bin ich aber nicht wegen der heißen Kerle sondern wegen dem was danach kommt – dem Saft. An dieser Stelle darf geschmunzelt werden, ich rede aber dennoch vom fruchtigsten Getränk, dass man in der heutigen zuckergeilen Gesellschaft noch bekommen kann. Dass Obst ebenfalls Mengen an Zucker enthält, habe ich übrigens auch schon einmal gehört, aber wer zum Henker setzt natürlichen Fruchtzucker mit Karamelsirup aus der Literflasche gleich.

Der einzige Haken an den Exoten aus Dänemark sind ihre deftigen Preise, denn ein halber Liter Saft liegt fast bei umgerechnet 7 Euro. Bevor jetzt alle Pfennigfuchser dieser Erde einen Schweißausbruch bekommen: man muss sich diesen Gaumenschmaus nicht jeden Tag gönnen und Gutes kostet. Hinzu kommt, dass ich nach dem dritten Avocado/Banananshake beschlossen habe, den eigenen Mixer zu massakrieren und wenigstens dieses Geld zu sparen. Und ich sage euch Banane, Avocado, Milch und ein Teelöffel Vanillezucker und ihr vergesst Starbucks schneller als Ronald Mc Donald Cheeseburger sagen kann.


Wer mehr wissen will, kann entweder auf http://www.facebook.com/joeandthejuice?ref=ts&fref=ts nachlesen oder direkt in der ersten deutschen Filiale im hohen Norden vorbeischauen.  Ich empfehle Letzteres.

2013-04-02

Vegane Leckereien: Zucchinischiffchen mit Bulgur











Hallo, ich bin Erika, die Dritte im Bunde. Während meine Mädels Linda und Patricia ihr Auslandssemester in Kopenhagen verbringen, halte ich hier in Deutschland die Stellung. Und da ich nicht gerne um den heißen Brei rede, oute ich mich jetzt ganz ungeniert und öffentlich: Ich liebe alles, was mit Essen zu tun hat. Essen kaufen, Essen kochen, Essen essen. Essen ist einfach eine meiner größten Leidenschaften.

Ich war schon immer eine leidenschaftliche Esserin. Allerdings hat sich in Sachen Essverhalten bei mir mittlerweile so einiges getan. Während ich früher leidenschaftlich gerne Junk-Food, Fleisch, Käse, Süßigkeiten und alle möglichen fettigen und ungesunden Dinge gefuttert habe, ernähre ich mich jetzt gesund, frisch – und vegan. Oder sagen wir mal zu 90% vegan. Wenn ich essen gehe oder mit meinem Freund/Freunden zusammen esse, mache ich auch mal eine kleine Ausnahme. Aber Fleisch ist komplett gestrichen.

Während meine Freunde und Familie anfangs etwas skeptisch waren, war ich nach langer Recherche absolut überzeugt von der veganen Ernährung. Ja, man kann alle lebenswichtigen Nährstoffe auch mit pflanzlicher Ernährung abdecken. Mit einer Ausnahme: Vitamin B12 , wichtig für Blut und Nerven (hilft bei der Bildung neuer Zellen und roter Blutkörperchen), kommt so gut wie nur in tierischen Produkten vor. Das Gute: Der Körper kann Vitamin B12 relativ lange speichern und benötigt nur kleine Mengen davon. Daher muss man sich in der ersten Zeit als Veganer keine allzu großen Gedanken über die Zufuhr von Vitamin B12 machen. Irgendwann sollte man aber anfangen, ergänzende Vitaminpräparate einzunehmen, da ein ein Mangel von Vitamin B12 nicht zu unterschätzen ist. Die meisten Skeptiker in meinem Umfeld konnte ich zumindest vom Gedanken abbringen, dass die vegane Ernährungsweise ungesund ist. Ich bin ein gutes Beispiel dafür: Nach 9 Monaten veganer Ernährung bin ich gesund und putzmunter. Ich wage sogar zu behaupten, ich bin gesünder denn je. Und ja, ich fühle mich auch besser denn je.

Wie schon erwähnt, bin ich eine leidenschaftliche Esserin. Noch viel lieber aber bereite ich Essen zu. Ich liebe es, in der Küche zu experimentieren. Ich koche zwar oft und gerne nach Rezept, probiere aber noch viel lieber selber herum und „entwickle“ meine eigenen „Kreationen“. Ich erfinde das Rad zwar nicht neu, aber es macht trotzdem extrem viel Spaß. Und nun kommen wir endlich zum Thema, weswegen ich eigentlich angefangen habe, diesen Blogbeitrag zu schreiben: Meine heutige Kreation à la Erika. (Wie war das, ich rede nicht gerne um den heißen Brei? Ah ja.)

Heute Mittag gab's in der Erika'schen Küche: Überbackene Zucchinischiffchen mit Bulgur. Ich habe einfach mal drauf losgekocht und – was soll ich sagen? Es war vorzüglich. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Zucchini noch bis vor ca. einem Jahr mein absoluter Feind war. Ich habe es gehasst. Und naja, Mutti hatte wie so oft mal wieder Recht. Es lohnt sich, Dinge immer wieder zu probieren, die man als Kind nicht mochte. Der Geschmack verändert sich und aus Feind wird vielleicht irgendwann mal bester Freund.

Für 1 Portion habe ich verwendet:
½ Zucchini
2 Steinchampinions
ca. Paprika
1 kleine Zwiebel
ca. ½ Stange Lauch
frische Petersilie

Salz, Pfeffer und Biber (türkisches Gewürz, scharf!) zum würzen

Kokosöl (gibt's im gut sortierten Supermarkt oder Bioladen)
Sojasahne (z.B. von Provamel aus dem Bioladen)
Mandelmus (z.B. von Rapunzel aus dem Bioladen)

Bulgur als Beilage

Die Zucchini habe ich mit einem Löffel vorsichtig ausgehölt und ausreichend Platz gelassen, sodass sie zwar eine Kuhle hat, beim Füllen aber nicht auseinander fällt. Das „Fruchtfleisch“ der Zucchini habe ich klein gewürfelt, sowie das ganze andere Grünzeug auch. In etwa einem Teelöffel heißem Kokosöl habe ich alles scharf angebraten, mit Salz, Pfeffer, Biber und frisch gehackter Petersilie gewürzt und anschließend mit einem kleinen Schuss Sojasahne abgelöscht, sodass eine relativ feste aber cremige Masse entsteht. Damit habe ich die ausgehöhlte Zucchini gefüllt. Zu der übrigen Masse habe ich noch einen Schuss Wasser gegeben, sodass eine Soße entsteht. Diese Soße habe ich in eine kleine Auflaufform gegeben und die gefüllte Zucchini darauf gesetzt. Anschließend habe ich etwa einen gehäuften Teelöffel dunkles Mandelmus auf die Zucchini gegeben und das ganze bei 200° im vorgeheizten Ofen etwa 25 Minuten gebacken. In der Zwischenzeit habe ich den Bulgur zubereitet. Über die fertig überbackene Zucchini habe ich noch etwas frisch gehackte Petersilie gegeben und – voilà! Fertig ist ein super gesundes und leckeres Gericht.

Die Zucchini harmoniert super mit dem Bulgur und das Mandelmus gibt dem Ganzen noch einen cremigen Touch. Sehr lecker, sehr gesund und sehr befriedigend das Ganze!
Bon Appetit!